Die Spinalstenose

Die lumbale Spinalstenose nährt sich vor allem von der Angst.

Gelegentlich kommen Patienten in unsere Sprechstunde, die 50 Jahre lang zunehmende Schmerzen haben, und zuletzt kaum mehr gehen können.
Offenbar besonders hier bei uns in Mecklenburg herrscht die Meinung vor.
„was von alleine kommt, geht auch von allein“

Und da die Menschen Angst vor der Operation haben, erdulden sie eine jahrzehntelange Folter.
Und ja.
Sie müssen operiert werden, damit es Ihnen besser gehen kann!

Diese Seite dient dazu, Ihnen einige Informationen zu geben, damit Sie sachliche Entscheidungen treffen können; und nicht blutrünstige Märchen vom hören-sagen Grundlage für Ihr Handeln sind.

Und wenn Sie am Ende für sich feststellen; „ich will nicht operiert werden“; dann ist das in Ordnung.
Sie wissen aber wenigstens, was das für ihr Leben bedeutet.

Was ist eine Spinalstenose?

Die Nervenfasern schwimmen gleichsam schwerelos in einem Sack aus wasserdichtem Gewebe im Rückenmarkskanal.
Es besteht eine hydrostatische Verbindung zum Gehirn.

Wenn etwas auf die Nervenfasern drückt, tut es weh.
Und wenn sie sehr stark bedrängt werden, können sie nicht mehr richtig funktionieren.

Und genau das passiert bei der Spinalstenose über einen langen Zeitraum hinweg.
Durch Abnutzungen an der Wirbelsäule, etwa durch kleine Instabilitäten, baut sich immer mehr Knochengewebe besonders an den Wirbelgelenken an.
Das führt dazu, dass der Platz für die Nervenfasern immer kleiner wird.

Das passiert in Jahrzehnten.

Irgendwann geraten die Fasern unter so starken Druck, dass sie nicht ausreichend durchblutet werden können.
Die Schmerzen werden immer stärker und die Beine ermüden.
Die Betroffenen müssen stehen bleiben. Wie bei der „Schaufensterkrankheit“.

Nur diesmal nicht wegen verstopfter Blutgefäße an den Beinen, sondern wegen der Durchblutungsstörung der Nervenfasern; die „Claudicatio spinalis“.
Wenn die Betroffenen stehenbleiben und sich nach vorn beugen, wird`s besser.

Sie können das in einem Supermarkt sehr gut beobachten.
Sicher begegnen Ihnen Menschen, die nach vorn gebeugt, auf den Einkaufwagen gelehnt, durch die Gänge schlurfen.
Da dieses nach vorne beugen ein wenig mehr Platz im Rückenmarkskanal schafft, tut man das.

Das ist auch der Grund dafür, dass uns die Patienten sagen, „ich kann wunderbar Fahrrad fahren, aber nicht laufen“. Die vorgebeugte Haltung und die unterschiedlich benutzten Muskelgruppen machen das so möglich.

Bevor diese Patienten zu uns in die Neurochirurgie kommen, sind sie schon über viele Jahre vom Hausarzt, Orthopäden und Schmerztherapeuten behandelt worden.
Und wenn es Ihnen damit immer wieder besser geht, und die Beschwerden nicht den Ablauf Ihres Lebens bestimmen, ist das auch genau die richtige Behandlung.

Sonst sollte man einmal genauer hinsehen.

Ich gestehe Ihnen, dass ich immer wieder überrascht darüber bin, zu sehen, was die Menschen alles aushalten.
Gelegentlich besteht eine derartige Enge, dass man sich wundern muss, dass der Patient noch zu Fuß kommt.
Das ist nur möglich, weil die Spinalstenose sehr langsam entsteht.
Würde die Enge akut auftreten, wäre der Betroffene sofort querschnittsgelähmt.

Werden die Patienten nach der MRT-Untersuchung mit der Diagnose konfrontiert, sind sie schockiert und verängstigt.
Die meisten Patienten müssen wir aber auch nicht sofort operieren, wenn nicht bereits die Querschnittslähmung entstanden ist.

Für ein kurzes Weilchen kann die CT-PRT und CT-Facettenblockade die Schmerzen etwas lindern, damit Sie eine reife Entscheidung treffen können.
Am besten ist es, wenn Sie sich mit Menschen Ihres Vertrauens beraten.

Bestimmt das Rückenproblem wesentlich den Ablauf Ihres Alltags?
Sind die Schmerzen schlecht beherrschbar?

Sie müssen sich fragen, „kann und will ich so weiterleben?“.

Die Interessen der Menschen haben sich auch gewandelt.
Früher wurde das alte Mütterchen mit seiner Kittelschürze vor die Haustür gesetzt. Das Leben hat uns im wahrsten Sinne „gebeugt“.

Heute wollen die Pensionäre eine Kreuzfahrt machen, und mit den Enkelkindlein im Campingmobil fahren.
Und jeder Zeitpunkt, zu dem Sie eine Entscheidung getroffen haben, die Sie selbst auch für richtig halten, bestimmt Ihr weiteres Leben.

Manchmal dauert das auch ein bisschen länger.
So kommt es, dass unsere älteste Patientin 94 Jahre alt werden musste, bevor sie erfolgreich operiert wurde.

Aber eigentlich sollte es nicht so lange dauern müssen, dass Sie querschnittsgelähmt in die Rettungsstelle gebracht werden.
Übrigens.

Es ist nicht bei jedem Patienten der Fall, dass er eine Lähmung erleidet, wenn er sich nicht zur Operation entschließt.
Leider ist es aber oft so, dass die Schmerzmittel im Verlaufe kaum mehr helfen und Sie haben eher unter den Nebenwirkungen zu leiden.
Und da die betroffenen Patienten im weiteren Verlauf ihren eigenen Haushalt nicht mehr bewältigen, die Kinder meist nicht helfen können, treffen wir diese Menschen dann im Pflegeheim wieder.

Sich zur Operation zu entschließen ist keine Kleinigkeit.
Und für viele Menschen wird es die größte Anstrengung ihres Lebens sein.
Aber immer mit Schmerzen zu leben und nicht gehen zu können ist schlechter;

Und es wartet der Lohn der Tüchtigen auf die mutigen Patienten.

Der Rollstuhl bleibt Ihnen erspart.
Weniger Schmerzen. Besser gehen können.

Das sind doch lohnende Ziele, wie ich finde.